Nehmen wir mal an, Sie sind ein Lohnfertiger, arbeiten als Zulieferer in der Automobilindustrie und schweißen Abgasanlagen aus Edelstahl.
Vielleicht sind Sie zur Zeit noch sehr gut ausgelastet; Sie haben sich aber bereits seit längerer Zeit Gedanken darüber gemacht, wie die Abhängigkeit von nur einer Branche / nur einem Kunden mittelfristig reduziert werden könnte. Sie stellen fest, dass Preisverhandlungen immer schwieriger werden, und dass es fast unmöglich ist, Gewinn zu erwirtschaften.
Wenn Sie nun noch darüber nachdenken, dass der Bedarf an Abgasanlagen für Verbrennungsmotoren ganz sicher sinken wird, wird Ihnen klar, dass Sie das Problem – neue Märkte für Ihre Dienstleistung zu finden – möglich bald systematisch angehen müssen.
Natürlich haben Sie bereits einige Sitzungen ihrer leitenden Mitarbeiter hinter sich, in denen über genau dieses Thema diskutiert worden ist, und bereits einige vielversprechende Ideen gesammelt worden sind. Auch auf Messen haben Sie in der Vergangenheit bereits immer wieder danach Ausschau gehalten, in welchen Bereichen Produkte aus Edelstahl geschweißt werden müssen. Im Internet haben Sie ebenfalls gesucht.
Wenn Sie den zurück liegenden Aufwand zusammen rechnen, stellen Sie fest, dass sie – verteilt auf fünf Mitarbeiter – bereits etwas mehr als 60 Stunden damit zugebracht haben, wenn Sie Sitzungen der Geschäftsleitung sowie internes Brainstorming zusammen rechnen; werden Messebesuche berücksichtigt, kommt ein noch deutlich größerer Zeitaufwand zusammen. Sie haben nun zwar eine Liste mit möglichen Produkten, die aus Edelstahl gefertigt werden und geschweißt werden müssen; die Liste ist aber immer noch sehr überschaubar, vor allem wenn man bedenkt, dass Sie bereits deutlich über 2000 Euro dafür ausgegeben haben.
Die Fragen, die Sie sich stellen, lauten:
Es muss doch noch andere Produkte geben; welche könnten das denn sein? Eigentlich geht mir die Suche viel zu langsam. Wie finde ich denn die, die diese geschweißten, aus Edelstahl gefertigten Produkte herstellen, so dass ich ihnen ein Angebot machen könnte, die Herstellung auszulagern?
Wenn das Ihre Situation ist (oder wenn Ihre Situation damit vergleichbar ist; Sie müssen ja kein Lohnfertiger sein, sondern einfach jemand, der sich Gedanken darüber macht, wie die eigene Auslastung auch in Zukunft sichergestellt werden kann),
dann brauchen Sie nicht weiter zu überlegen, wir können Ihnen helfen!
In dem Beispiel, das der exemplarischen Analyse zu Grund liegt, wurde im Spätherbst 2020 die Datenbank des Europäischen Patentamts nach der Begriffskombination „Edelstahl schweißen“ so durchsucht, dass nur diejenigen Dokumente als relevant eingestuft wurden, bei denen die Wortfolge „Edelstahl schweißen“ im gleichen Satz vorkommt (wir haben eine eigene Schnittstelle an die Datenbank des Europäischen Patentamts). Wenn man auf diese Weise sucht, ist die Anzahl der Treffer natürlich signifikant geringer, als wenn man zulässt, dass beide Begriffe irgendwo im Dokument vorkommen können. Als Ergebnis ergibt sich eine Trefferliste mit ca. 2600 Dokumenten, beginnend ab dem Jahr 1922. Diese 2600 Dokumente werden maschinell gelesen, und die Verteilung der in der Dokumenten genannten Anwendungen wird auf verschiedene Weise analysiert. Die Ergebnisse werden dann sowohl in Form von Tabellen, als auch in Form von Karten dargestellt. Mit diesen Karten können Sie sofort sehen, in welche Richtung Sie sich orientieren können, um Ihre Kapazitäten auch in Zukunft auszulasten.
Haben Sie sich für bestimmte Anwendungen entschieden, zeigen wir Ihnen gerne im nächsten Schritt, welche Unternehmen in welchen Ländern solche Anwendungen brauchen.
Im Gegensatz zur üblichen Vorgehensweise – Fachleute treffen sich, um zu überlegen – benötigt dieses Verfahren nur einen Bruchteil des Aufwands an Zeit und Kosten, liefert jedoch ein viel umfassenderes Ergebnis! Anstatt Fachleute zu befragen (wobei es im Einzelfall schwierig wird, jeweils die richtigen Fachleute zu finden; außerdem müssen diese Fachleute auch noch Zeit haben!), analysiert man einfach die Dokumente, die von den Fachleuten weltweit zum Thema geschrieben worden sind.
1. Ergebnisstabelle „Edelstahl schweißen“
Das erste Analyseergebnis, das Sie erhalten, ist eine interaktive Tabelle aller gefundenen Dokumente incl. Datum, Verfasser und Titel. Sie können die Tabelle nach jeder Spalte sortieren, die Anzahl der gleichzeitig angezeigten Zeilen ändern und in der Tabelle suchen.
2. Struktur des technischen Wissens nach Lebensbereichen
Das gesamte technische Wissen wird zur Erteilung von Schutzrechten in Klassen unterteilt, die alle Lebensbereiche umfassen, auf denen überhaupt Schutzrechte gewährt werden. Die bedeutet, dass die Gesamtzahl der Klassen die Gesamtzahl der Lebensbereiche abbildet, in denen Technik relevant ist. Durch die Berechnung einer Verteilung der CPC Klassen erhält man also eine Übersicht, aus der hervorgeht, wo welche technische Kompetenz – in diesem Fall „Edelstahl schweißen“ – gebraucht wird. Die oberste Ebene der Klassensystematik unterteilt nur grob, gibt aber einen guten ersten Eindruck. Durch die zusätzliche Berechnung der Häufigkeiten für bestimmte Zeitbereiche wird darüber hinaus gleich ersichtlich, wie sich die Nutzung der Kompetenz je Sektion im Verlauf der Zeit verändern hat.
3. Von Lebensbereichen zu Märkten
Durch Nachschlagen in einem Wirtschaftslexikon findet man, dass ein Markt dadurch definiert ist, dass sich durch das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage Preise bilden. Märkte können auf unterschiedlichste Weise untergliedert werden: nach Regionen, oder z. B. nach dem gehandelten Gegenstand (Konsumgüter, Investitionsgüter, Kapitel, Immobilien). Als etablierte Systematik zur Untergliederung des Marktes der technischen Güter bietet sich deswegen die Verwendung von Schutzrechtsklassen an, wobei man natürlich die Tiefe der Untergliederung an das gewünschte Ziel anpassen muss. Zur Darstellung der Märkte der technischen Güter Darstellung der Märkte der technischen Güter haben wir aus diesem Grund zu den Sektionen auch noch Klassen und Unterklassen hinzugenommen.
4. Die Märkte im Detail
Als Anbieter einer Dienstleistung will man ja möglichst genau wissen, wo das gebraucht wird, was man anzubieten hat. Aus diesem Grund berechnen wir nicht nur die Verteilung auf der Ebene der Unterklassen, sondern ebenso auf der Ebene der Untergruppen – der untersten Ebene der Schutzrechtsklassifikation. Weil diese Tabelle sehr lang ist, und deswegen der Überblick verloren geht, sollte man sich zuerst für eine Unterklasse entscheiden (vgl. 3.), und danach diese Unterklasse in dieser Tabelle suchen, um alle Gruppen und Untergruppen einschließlich der jeweiligen Beschreibung zu finden, die in der jeweiligen Unterklasse enthalten ist.
5. Wer mit wem?
Wer bereits Schutzrecht gelesen hat, weiß, dass oft mehr als eine Klasse auf den Dokumenten genannt ist (die Nennung von Klassen auf Schutzrechtsdokumenten bedeutet übrigens nicht, dass ein Schutzrecht nur in der jeweiligen Klasse gilt; Schutzrechte gelten generell. Die Nennung von Klassen auf Schutzrechten ist ein Hilfsmittel, um durch Suchen nach Dokumenten zu einer Klasse eine Möglichkeit zu haben, den Stand der Technik zu einer bestimmten Technologie zu ermitteln). Wird mehr als eine Klasse aufgeführt, so bedeutet das, dass das jeweilige Schutzrecht sowohl für die eine, als auch für die andere(n) Anwendungen gebraucht werden können. Hinsichtlich des Schutzrechts sind die durch die Klassen charakterisierten Anwendungen also miteinander verwandt.
Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass eine Analyse der Mehrfachnennung von Klassen einen Hinweis auf die technologische Verwandtschaft von Anwendungen erlaubt.
6. Woher?
Natürlich interessiert ebenfalls, in welchem Land die Märkte zu finden sind. In der einfachen Form der Analyse benutzen wir das Länderkürzel, um eine Analyse der geografischen Verteilung zu erhalten. Falls Sie genauere Regionalanalysen benötigen: es geht noch deutlich weiter in Detail …
7. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte …
Ein Artikel im Bereich der Erkundungstour hat sich ja ausdrücklich mit dem Thema Orientierung durch Visualisierung beschäftigt. Wir würden uns ja selbst widersprechen, wenn wir es bei einer solchen Marktanalyse zur kompetenzbasierten Diversifizierung bei Tabellen belassen würden. Außerdem lautet unser Motto ja: „mit unseren Karten navigieren Sie zu neuen Märkten“.
Karten sind nicht zwangsläufig geografische Karten, und schon gar nicht werden sie auf die Art und Weise dargestellt, wie wir es heute gewohnt sind. Die nebenstehende Abbildung zeigt die Ebstorfer Weltkarte, die vermutlich um das Jahr 1300 entstanden ist (also deutlich vor Martin Behaims Erdapfel aus dem Jahr 1492, der zwar die Erde als Kugel zeigt, aber noch ohne Amerika). Sie zeigt die Erde flach, und verknüpft damals bekannt Orte. Das Original war im Landesarchiv Hannover ausgestellt, verbrannte jedoch 1943. Eine der vier vorher angefertigten Kopien ist im Landschaftsmuseum Obermain auf der Plassenburg zu sehen, weil die Plassenburg als Ort auf dieser Karte eingezeichnet ist.
Ganz allgemein kann man Karten als „flächige Darstellungen eines Sachverhalts“ bezeichnen. Und genau darum geht es ja hier.
Übrigens: eine Liste historischer Karten – beginnend ab etwa 1000 vor Christus – findet sich bei Wikipedia (in englischer Sprache).
8. Karte der Häufigkeitsverteilung
Die erste Karte, die wir für Sie im Rahmen einer Analyse erstellen, ist eine Karte dessen, was in der Tabelle unter Punkt 3. enthalten ist: die Häufigkeitsverteilung der CPC Unterklassen als interaktive HTML-Karte. Wenn Sie den Link aufrufen, sehen Sie als erstes die Unterstruktur der CPC Sections. Durch das Anklicken einer Section, wird diese vergrößert, so dass die Beschriftungen der Unterklassen sichtbar werden.
9a. Technologische Verwandschaft
Die Tabelle an Position 5. ist ja nun wirklich unübersichtlich und verlangt dringend nach einer grafischen Darstellung. Eine Möglichkeit, Korrelationen zu visualisieren, ist die Darstellung in Form einer Heatmap. Um die Farbverteilung zu optimieren, wurden die Werte der Heatmap normalisiert, also auf den Wertebereich zwischen Null und Eins abgebildet. Positioniert man die Maus über einem Punkt auf der Karte, wird angezeigt, welche beiden CPC Unterklassen miteinander korreliert sind.
Es ist möglich, mit der Maus Bereiche zu markieren, um sie zu vergrößern (irgendwo in der Heatmap klicken, Taste gedrückt halten, und einen rechteckigen Bereich aufziehen).
9b. Technologische Verwandschaft
Die Heatmap von 9a zeigt alle möglichen Korrelationen – die, die es gibt, und die, die es nicht gibt (dort ist der Wert Null).
Möchte man sich auf das konzentrieren, was es gibt, ist eine Netzwerkdarstellung eine gute Alternative. Man sieht nicht nur direkte (nächste) Nachbarn, sondern auch übernächste und solche, die noch weiter entfernt sind.
Wie üblich kann man zoomen, dem Netzwerk bei Finden der optimalen Darstellungsform zusehen, und einzelne Knoten anklicken, um über einen Link auf die Beschreibungsseite bei ESPACENET geführt zu werden.
10. Man kann nur suchen, was man kennt …
In der Tabelle der CPC Unterklassen können Sie nicht nur nach den Klassenbezeichnungen selbst, sondern auch nach Begriffen aus den Beschreibungen der Klassenbezeichnungen suchen. Aber: man kann nur suchen, was man kennt. Um auch das sichtbar zu machen, was man nicht kennt, dient in diesem Fall eine Wordcloud der Begriffe aus den Beschreibungen. Es gibt natürlich auch andere Möglichkeiten; aber diese interaktive Wordcloud ist sowohl übersichtlich, als auch quantitativ: Sie können die Maus auf einem Begriff positionieren, um die absolute Häufigkeit des Begriffs angezeigt zu bekommen.
11. Wann wieviel wovon?
Welchen Nutzen hat ein Markt, der sehr aktiv ist (zu dem es also sehr viele Dokumente gibt), wenn diese Aktivität Jahre zurück liegt? Eine solche Aussage kann bedeuten, das es uninteressant ist, diesen Markt aktuell zu bearbeiten. Um das Zeitverhalten der Aktivität besser sichtbar zu machen, wurden die Spalten vier mit 10 aus Tabelle drei als Zeitreihen dargestellt. Weil auch diese Karte interaktiv ist – Sie können zoomen, drehen, kippen und messen – lässt sich das Zeitverhalten der Aktivität einzelner CPC Unterklassen im Detail studieren.
12. Geografische Karten
Bei so vielen unterschiedlichen Karten dürfen geografische Karten natürlich nicht fehlen. Was Sie unter Punkt 6. als Tabelle gesehen haben, sehen Sie in dieser Darstellung als Karte – man hat dadurch einfach einen ganz anderen Eindruck.
13. Marktteilnehmer
Haben Sie sich nach der Einarbeitung in unsere Analyse für einen bestimmten Markt (= eine bestimmte CPC-Klasse) entschieden, können wir Ihnen die Teilnehmer in diesem Markt natürlich ebenfalls nennen – zumindest dann, wenn sie als Entwickler bei Espacenet bekannt sind.